Machen wir uns nichts vor: Bildungsanbieter sprechen gerne von «praxisnahem Unterricht» und «Lernen für die Praxis», können diesen Anspruch aber nur teilweise erfüllen. Warum ist das so, und ändert der Digitale Wandel etwas an diesem Umstand?
Als älteres Semester ging ich noch in einem Schulhaus ein und aus, das 1910 gebaut wurde und über dessen Eingang der Spruch «Non scholae, sed vitae discimus» (Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir) stand. Gelernt habe ich aber für die Lehrerin, und vieles was es zu Lernen galt war nicht alltagstauglich.
Ein halbes Jahrhundert später unternehmen wir mit dem Digitalen Wandel im Schulzimmer einen erneuten Anlauf, den Anspruch an die Praxistauglichkeit zu befriedigen. Die Chance erfolgreich zu sein sieht tatsächlich besser aus als auch schon – vorausgesetzt, dass wir ein paar Punkte beachten:
– Wie Cédric Fahrni in seinem Beitrag vom 26.10.18 zeigt, ist Lernen ein aktiver Prozess, der nur funktioniert, wenn ich für mein Lernen die Verantwortung übernehme.
– Daniel Baumann zeigt in seinem Beitrag (02.11.2018) auf, wie Lernen im digitalen Zeitalter funktionieren kann. Um diesen Weg zu beschreiten, muss ich Medienkompetenz haben. Falls ich diese noch nicht besitze, dann sollte ich sie mir vorgängig erwerben.
– Die Flexibilität und vor allem Attraktivität des Internets hat auch seine Kehrseiten. Lernen bedeutet Konzentration auf eine einzelne Sache und das über einen längeren Zeitraum. Ich muss mein Learnsetting sorgfältig planen und mich von meiner Umwelt abschotten.
– Lernen in Gruppen ist sehr effektiv und macht mehr Spass. Mit den heutigen Technologien muss ich keine langen Anfahrtswege mehr in Kauf nehmen, sondern nutze kollaborative Werkzeuge und Videotools.
– Lernen ist bedeutend effektiver und auch effizienter, wenn ich an mein Vorwissen anknüpfen
Praxistauglichkeit
Und wo bleibt die Praxistauglichkeit? Der letzte genannte Punkt weist schon darauf hin: Als Praktiker muss ich die Theorie möglichst mit meinen praktischen Erfahrungen verknüpfen. Das ist keine digitale Revolution sondern etwas, dass schon immer galt. Allerdings stehen uns mehr Wege offen als noch vor 10 Jahren.
– Die WISS steht in ständigem Austausch mit Arbeitgebern und erfährt so, was in der Arbeitswelt gebraucht wird. Die Lerninhalte werden heute schneller an diese Ansprüche angepasst.
– Dozierende müssen ausserhalb des Schulzimmers beruflich verankert sein um ihre Fachkompetenz ins Schulzimmer hineintragen zu können. Damit du und die Dozierenden möglichst viel über die Anwendung des Wissens diskutieren können, musst du natürlich vorbereitet in den Unterricht kommen.
– Es war noch nie so einfach Informationen zu einen Lernthema zu finden wie heute. Such dir zusätzliche Quellen, die dir entsprechen. Wenn du eher der visuelle Typ bist, such dir Videomaterial und begnüge dich nicht mit den schriftlichen Lehrmitteln. Wenn du eher haptisch lernst, zerlege die Aufgabe und suche praktische Anwendungsfälle im Internet.
– Nicht Wissen ist gefragt, sondern Kompetenz. Erst durch ständiges Anwenden des Gelernten wirst du kompetent. Das kann durch eine gut gemachte Transferaufgabe geschehen, aber auch durch das Diskutieren mit den Arbeitskollegen und Mitstudierenden. Wenn du keine Gelegenheit am Arbeitsplatz findest gehe ins Netz. Es gibt für jedes beliebige Thema Foren, Gruppen, Lernsequenzen, Artikel, Whitepapers, Praxisbeispiele etc. Suche und finde!
Resümee
Die Schule wird mit der Praxis nicht Schritt halten können, und es wird immer mehr Theorie im Lehrstoff stecken als in deinem Arbeitsalltag. Aber der Abstand zwischen Theorie und Praxis verringert sich. Die Möglichkeiten Praxisanwendungen im Internet zu finden, zu diskutieren und sogar auszutesten, sind besser denn je.
Der Digitale Wandel hat ein grosses Credo: Die Bedürfnisse der Kunden stehen im Zentrum. Du und dein Arbeitgeber haben es in der Hand, das Bedürfnis nach Praxis einzubringen, um zusammen mit der WISS neue, praxisnahe Lehrgänge zu entwickeln.