Wie setze ich meine persönlichen Lebens-Visionen um?
Wir haben fast jederzeit Zugriff auf modernste Tools und Methoden. Diese wenden wir ganz selbstverständlich in unserem beruflichen Umfeld professionell an. Wie steht es damit in unserem eigenen Leben? Wo will ich mit 35, 40 oder 65 Jahren sein?
Und ja, was passiert nach der Pensionierung? Dazu fragte ich einen meiner Seminarteilnehmer, was er nach Erreichen des Pensionsalters machen werde. Seine Antwort: «Ja, dann ist alles abgeschlossen.» Meine Frage auf seine Antwort:
«Was heisst das? Sind Sie dann gestorben?»
Er überlegte kurz und meinte dann: «Nein, auf keinen Fall, dann geht’s doch erst richtig los in meinem Leben!» Ich fragte nach: «und mit was geht es genau los???»
Die Antwort beschäftigte ihn wohl noch viele Monate später. Ich hoffe, dass sich mein Kunde dazu einige vertiefte Gedanken machte.
Wo sehe ich mich in fünf Jahren? Eine Frage, die einem neuen Mitarbeiter oft in Bewerbungsgesprächen gestellt wird. Im Sinne von agilen Methoden sollten wir uns selber bei der Lebensplanung nicht ganz vergessen. Wo sehe ich mich jedoch in zehn oder zwanzig Jahren? Was will ich im Leben noch erreichen und was auf keinen Fall verpassen?
Warum nicht einen Ideen- und Zukunftsordner erstellen? Dafür eignet sich ein ganz persönlicher Projektmanagementplan mit Inhalten wie:
Was will ich bis wann, mit wem, wo, wie, u.a., erreicht haben?
Eine interessante Methode ist es, seinen eigenen Nachruf bereits zu Lebzeiten zu verfassen. Darin sollen auch geplante Projekte und Wünsche Eingang finden. Dann wird einem bewusst, ob wir noch auf Kurs sind oder ev. irgendwo neben unserem «Lebensplan» gelandet sind. Eine meiner Kunden meinte nach der Übung während eines Seminars: «Jetzt habe ich endlich einmal mit meiner Partnerin eine Standortbestimmung gemacht. Wir haben uns gemeinsam gefragt, was wir im Leben in den nächsten Jahren noch umsetzen möchten.»
Einige Unternehmen suchen bereits seit einiger Zeit Menschen, die sich und Ihr Handeln immer wieder neu hinterfragen. Dies wird eine der Zukunftskompetenzen sein. Es ist auch wichtig zu wissen, wo man einzigartig ist. Was ist mein USP Unique Selling Proposition?
Diese Skills entsprechend zu entwickeln, ist entscheidend für neue oder bestehende berufliche Anforderungen und Projekte.
Erkenne dich selbst
Dieses Zitat steht am Eingang des Apollotempels von Delphi. Nur wer sich selbst kennt, kennt dadurch auch andere, könnte man hier ergänzen. Die Selbsterkenntnis ist sowohl in der Rolle als Projektleiter wie auch als Führungskraft eine der Kernkompetenzen. Unternehmen werden dies im Rahmen von modernen Projektmanagement-Methoden wie Scrum noch gezielter fördern, wollen sie weiter an vorderster Front mithalten. Nur wer sich und seine Einzigartigkeit kennt, wird im Leben vorankommen und seine Lebensprojekte erfolgreich umsetzen.
Jürg Wetter ist Dozent HF and der Kaderschule St. Gallen und Zürich sowie an verschiedenen Instituten der Kalaidos Fachhochschule.