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Work-Life Balance in der digitalisierten Welt

Start Digitale Transformation

Neue mobile Kommunikationstechnologien flexibilisieren einerseits die Arbeitswelt und erhöhen andererseits die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, die Flut der Informationen vernünftig einzuordnen. Wir sind eigentlich immer auf irgendeine Art online – und nicht nur 7x24 sondern 365x24. Wenn diese Situation von jedem einzelnen Menschen nicht eigenständig gesteuert wird, läuft unsere Work-Life-Balance möglicherweise aus dem Ruder.

Unsere digitalen Möglichkeiten

Wir haben MAIL – also können wir jederzeit an jedem Ort mit jedem Menschen eine wissensbasierte Kommunikation starten. Wir haben Linkedin, Facebook, Twitter oder Xing – also können wir jederzeit an jedem Ort der Menschheit mitteilen und/oder wahrnehmen was sie/er/wir oder ich gerade tun. Wir haben GOOGLE – also können wir uns jederzeit an jedem Ort jede Art von Information beschaffen. Wir haben WhatsApp – also können wir uns jederzeit an jedem Ort mit jedem Menschen austauschen. 

Unsere Gesellschaft 
Weil wir alle diese Kommunikationsmöglichkeiten haben, nützen wir sie häufig, noch häufiger oder lassen uns überhäufen. Es wird erwartet, dass wir immer erreichbar sind, dass wir kommunizieren und über alles Bescheid wissen. In den letzten 10 Jahren ist der Technologiesprung riesig geworden – wir haben inzwischen Handys und Laptops, die uns TOP Leistungen zur Verfügung stellen. Wir können über APPs alles über alles erfahren. 

Unsere Grenzen 
Dieses Jahr wurde in Winterthur in einer Oberstufen-Klasse der Versuch gemacht das Handy eine Woche zu versiegeln. Einige Schüler brachen das Siegel schon nach kurzer Zeit auf, mit der Begründung sie seien komplett isoliert un sie wüssten gar nicht mehr wo was passiere. Die Arbeitszeit, die wir mit unnützen Mails verbringen, ist von Unternehmensgrösse und Kommunikationsfreudigkeit abhängig – nimmt an vielen Arbeitsplätzen aber gerne um die 20% der Arbeitszeit weg. Aufgrund der hohen Informationsflut ist es kaum mehr möglich eine Information auf Inhalt und Nutzbarkeit zu überprüfen, z.B. in der Politik werden wir regelmässig mit Fake-News beschenkt. 

Unsere Welt 
Die weltweite Informationsmenge verdoppelt sich gemäss der IT-Beratungsfirma EMC2 alle 18 Monate. Dazu haben sie einen „Worldwide Information Growth Ticker“ eingerichtet. Am Neujahrstag schaffen es die Schweizer Netzwerke ca. 100 Millionen WhatsApp Nachrichten um Mitternacht zu verschicken. Auch der online-Handel entwickelt sich laufend weiter und lässt 24 Stunden das Shopping Erlebnis zu. 

Unsere Optionen

Gemäss Stock-Homburg ¬ Roederer wird Work-Life-Balance als: „ein Zustand der Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben, der eine Zufriedenheit mit der eigenen Rollenerfüllung in verschiedenen Lebensbereichen und einer Vermeidung dauerhafter Überlastung ermöglicht“ definiert. Es lohnt sich aus dieser Definition folgende Begriffe genauer anzuschauen und Lösungen dazu zu entwickeln: Ausgewogenheit, Rollenerfüllung und Überlastung. 

Unsere Ausgewogenheit 
Hier gilt es sich mit dem Begriff des Multitaskings auseinanderzusetzen. Es wurden viele Versuche und Experimente dazu durchgeführt. Die Resultate zeigen immer ähnliches: sobald der Mensch bei einer Tätigkeit mit sprachlichen oder bildlichen Reizen gefordert wird, sinkt die Leistungsfähigkeit bis zu 50 %. Das Eisenhower-Prinzip versucht uns auf zu zeigen, welche Arbeit wichtig und dringlich ist. Eine weitere Lösung ist mit einem Zeitfenster zu arbeiten, in welchem NUR eine Aufgabe gemacht wird. Es kann zusätzlich hilfreich sein, sich aus der Telefonschaltung für gewisse Tageszeiten heraus zu nehmen. Dies bedingt aber eine gute Absprache im Arbeitsteam, denn eine Balance im Team kann für die eigene Balance eine Unterstützung sein. Das sind planerische Hilfsmittel, hilfreich aber nur erfolgreich, wenn sie fest in Ihrem Alltag verankert werden. Die Kernaufgabe ist und bleibt mit den digitalen Kanälen vernünftig umzugehen. Steuern Sie Ihre Erreichbarkeit also aktiv. 

Unsere Rollenerfüllung 
Wir haben heute viele Rollen – wir sind Arbeitnehmer, wir sind Partner, wir sind Familienmitglieder, wir sind Freunde und wir haben Rollen in unserer Freizeitaktivität. Alle diese Rollen finden zusätzlich über diese Kommunikationskanäle statt. Hier gilt es zu trennen zwischen beruflicher und privater Kommunikation. Hier gilt es vor allem in der Rolle zu sein, in der man sich gerade befindet. Die Besinnung auf zugewandte Präsenz ist wichtig: "ich bin jetzt mit meinen Freunden unterwegs und lese nicht noch Geschäftsmails". 

Unsere Überlastung 
Wir merken es nicht: Die schleichende Überlastung kommt in kleinen Schritten! Es geht also um die Vermeidung derselben. Wahrscheinlich merken wir es, wenn wir unzufrieden sind, wenn wir unser Umfeld nicht mehr als erfreulich wahrnehmen. Die schönste Lösung nun zum Schluss: Es ist Ihr Leben – legen Sie selber fest, was sie wollen – vor allem lassen Sie sich nach Möglichkeit nicht von andern Menschen steuern. Ich wünsche Ihnen dazu viel Gelassenheit, eine gute Organisation und eine vernünftige Portion Digitalisierung.

Thema: WISS Insights: Digitalisierung
Autor: Beat Nagel
09.01.2020