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Antje Neubauer

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Studiengangsleitung

Fördern digitale Lösungen die gesellschaftliche Isolierung?

Einsatz digitaler Medien für das Lehren und Lernen

Es ist wohl unbestritten, dass der Einsatz digitaler Medien das Lehren und Lernen – vor allem auch in der Erwachsenenbildung – nachhaltig beeinflusst. Die Anzahl an Lehr- und Lernformen wie E-Learning und Blended Learning steigt dabei zusehends und die Möglichkeiten sind längst nicht ausgeschöpft. Die Stärke digitaler Medien liegt in der flexiblen Gestaltungsmöglichkeit multimedialer Lernumgebungen und darin, multimediale Materialien zur Verfügung zu stellen, um komplexe Sachverhalte zu veranschaulichen. Um die Frage nach einer möglichen gesellschaftlichen Isolierung – hervorgebracht durch die digitalen Unterrichtssettings – zu beantworten, reicht es nicht aus, die neuen Medien didaktisch sinnvoll zu gestalten. Neben der Gestaltung adäquater, organisatorischer Rahmenbedingungen gibt es noch weitere Aspekte zu berücksichtigen, die nachfolgend erläutert werden.

Multimediale Zugänge
Das Lernen mit digitalen Medien erfolgt im Dialog mit dem System. Da der Computer das Lernverhalten analysiert und Rückmeldung gibt, ist – stärker als bei linearen Medien wie dem Buch – das Lernen mit digitalen Medien damit als (Inter-) Aktivität gestaltbar. Die Eigenaktivität der Lernenden rückt dabei stärker in den Vordergrund, währenddessen die Lehrenden weitgehend Beratende und Unterstützende sind. Nicht mehr die klassische Wissensvermittlung steht im Vordergrund, sondern die Entwicklung und Förderung von Kompetenzen und Qualifikationen, welche die Lernenden dazu befähigen mit der technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten. Dabei spielen vor allem die Medienkompetenz und die Kompetenz zum selbstorganisierten Handeln eine bedeutende Rolle.

Kooperation
Die Zusammenarbeit zwischen Lernenden kann mithilfe digitaler Medien unterstützt und intensiviert werden. Dazu existiert eine Vielzahl an Werkzeugen und Plattformen, die an einer Schule oder im Internet bereitstehen. Hier können sich die Lernenden austauschen und an Dokumenten zusammen arbeiten. Durch das kooperative Lernen entstehen unterschiedliche Sichtweisen und dementsprechend vielfältig sind auch die Lösungen, die für Probleme gefunden werden. Ausserdem werden Teamwork, Gruppenarbeit und Sozialkompetenzen mehr gefordert – auch mit digitalen Werkzeugen im Internet.

Digitale Lösungen für orts- und zeitunabhängiges Lernen

„Learning Today“ by ransomtech is licensed under CC BY-NC-SA 2.0. To view a copy of this license, visit: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0

Orts- und zeitunabhängiges Lernen
Die meisten Erwachsenen sind berufstätig und haben das Bedürfnis nach individueller, zeitlicher und räumlicher Flexibilität in Bezug auf entsprechende Weiterbildungsangebote. Die darin enthaltenen Wissensinhalte wurden zu den Anfängen des E-Learning nur elektronisch und somit ohne Unterstützung seitens der Lehrenden oder anderer Lernender zur Verfügung gestellt. Die Vorstellung, Lehr- und Lernprozesse gänzlich über diese Mediensysteme abzubilden konnte sich aber nicht durchsetzen. E-Learning wird heute als ein spezifisches Bildungskonzept in Interaktion mit anderen Bildungsformen betrachtet (z.B. der Flipped Classroom an der Wirtschaftsinformatikschule Schweiz). Bei orts- und zeitunabhängigem Lernen kann die Lernzeit intensiver für die Aneignung und Auseinandersetzung mit Lehrinhalten genutzt werden. Die Präsenzzeit steht so für andere Formen von Unterricht zur Verfügung: Diskussion, Kooperation, Austausch und Begegnung.

Konstruktivistische Didaktik
Bei dieser Theorie ist die Annahme zentral, dass Wissen nicht objektiv vorhanden ist, sondern erst durch interne subjektive Konstruktion entsteht. Im Gegensatz zum Kognitivismus wird Lernen nicht als Informationsverarbeitung, sondern als Konstruktion des aktiv Lernenden in einem konkreten sozialen Kontext verstanden. Dabei wird das eigenständige Entdecken von Problemen betont. Mangelnder Praxistransfer und Bildung von Wissen, das nur zu Prüfungszwecken gelernt wurde, werden somit vermieden. Aus konstruktivistischer Sicht sind die Lernwege individuell, nicht vorhersehbar und nicht vermittelbar. Lehren im allgemein üblichen Sinne ist demnach nicht möglich, und es wird stattdessen von Lernbegleitung gesprochen.

Schlüsselkompetenzen
Auch wenn die Debatte zur Digitalisierung die Merkmale eines „Hypes“ aufweist und spektakuläre Veränderungen prognostiziert, so gibt es doch gute Gründe dafür anzunehmen, dass zurzeit ein technologischer Entwicklungsschub stattfindet, dessen strukturelle Konsequenzen bislang kaum absehbar sind. Die Lehrenden nehmen im Zuge der Nutzung digitaler Medien eine wichtige Rolle ein, da sie – im Gegensatz zur Technik – nicht ersetzbar sind. Die Anforderungen an die Lehrenden im Sinne der Funktion einer Begleitung sind gestiegen, ebenso wie an die Lernenden. Aus konstruktivistischer Sichtweise sollen die Lernenden Kompetenzen entwickeln um mithilfe der neuen Medien selbstverantwortlich und selbstgesteuert eigene Inhalte herzustellen. In absehbarer Zukunft werden sich die Lernenden dadurch von Konsumierenden zu Produzierenden entwickeln. All diese Massnahmen und Entwicklungen sind letztendlich Abschnitte auf dem Weg zum grossen Ziel – dem lebenslangen, individualisierten Lernen in einer zusehends digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt.


Virtuelle Meetings mithilfe von Webinaren und Web-Konferenzen

„Key Competencies for Virtual Facilitation“ by Rachel Smith is licensed under CC BY-NC 2.0. To view a copy of this license, visit: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0
 
Fazit
Zahlreiche arbeitspsychologische Untersuchungen, bspw. zur Telearbeit, zeigten keine Unterschiede in Bezug auf die Belastungsfaktoren wie Zeitdruck, Arbeitskomplexität und Unsicherheit (Nerdinger, Blickle, & Schaper, 2019). Die teilweise geringeren Kommunikationsmöglichkeiten wurden durch weniger Arbeitsunterbrechungen und einen höheren Zeitspielraum kompensiert. Virtuelle Teams oder Klassen kommunizieren in erster Linie durch elektronische Kommunikationsmedien wie E-Mail, Internetdienste, Online-Meetings, Web-Konferenzen etc. Gerade virtuelle Treffen der Teilnehmenden mithilfe von Webinaren und Web-Konferenzen sind barrierefrei und inklusive, d.h. es können auch Menschen teilnehmen, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und/oder besondere Bedürfnisse haben. Der oft genannte Nachteil der gesellschaftlichen Isolierung durch die Nutzung digitaler Medien muss also im individuellen Fall einzeln gewichtet und betrachtet werden; es lassen sich somit nur schwer allgemeine Aussagen treffen. Neben den mannigfaltigen Vorteilen digitaler Medien muss die Frage, ob Individuen in Bezug auf die Nutzung digitaler Medien isoliert werden, in Bezug auf die ganze Gesellschaft allerdings verneint werden.

Quellen:
Arnold, P., Kilian, L., Thillosen, A. & Zimmer, G. (2015). Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien (4., erw. Aufl.). Bielefeld: Bertelsmann.

Nerdinger, F.W., Blickle, G. & Schaper, N. (2019). Arbeits- und Organisationspsychologie (4. Aufl.).

Berlin, Heidelberg: Springer.